Der Reifenkrieg beim N24h 2020

Während am morgigen Donnerstag die Trackaction am Nürburgring für das 49. Total ADAC-24 Stunden Rennen am Nürburgring beginnt, bleibt uns noch vom letzten Jahr ein interessanter Aspekt nachzutragen: Das Ergebnis des Reifenkrieges am Ring. Wie bekannt ist das Enduro in der Eifel einer der letzten grossen Reifenkriege in der Motorsportwelt. Fast alle anderen bedeutenden Langstrecken-Rennen und -Serien haben sich auf Einheitsreifenlieferanten festgelegt, während am Ring prinzipiell noch in vielen Klassen ein offener Wettbewerb zwischen den Herstellern herrscht. Dieser wurde zwar im letzten Jahr angesichts des pandemie-bedingten Mini-Feldes von „nur“ 97 Startern (aber welche Veranstaltung kann sonst noch mit solchen Zahlen aufwarten?) deutlich ausgedünnt, führte aber dennoch zu interessanten Ergebnissen, die wir euch angeichts des kommenden Events nicht vorenthalten wollen – auch wenn das Rennen mittlerweile schon ein Jahr her ist....

Die 97 Mannschaften in den 21 antretenden Klassen wurden 2020 von 7 Reifenausrüstern (2019: 9) ausgestattet. 54 gingen auf Michelins ins Rennen. 27 Teams starten auf Goodyears (die Dunlops Kontingent aus dem Vorjahr komplett übernommen hatten), 6 auf Yokohamas und 4 auf Giti´s, 3 mit Falken-Reifen, 2 auf Neuzugang Toyo und nur eine Mannschaft (Allied Racing mit ihrem Porsche GT4) wurde von Pirelli ausgestattet. Nicht mehr dabei im Vergleich zu 2019 waren Hankook, Bridgestone und Hoosier.

Es gibt in Hinsicht auf die Bewertung der Erfolgsstatistik der Reifenhersteller beim Klassiker 3 Kategorien zu unterscheiden: die Klassen in denen jeweils nur ein Auto antrat (5 – wie auch 2019), diejenigen in denen eine Alleinausrüster-Situation bestand (7 / 2019: 6) und diejenigen in denen ein offener Wettbewerb zwischen verschiedenen Herstellern vorherrschte (9).

Fangen wir mit der ersten an: jeweils nur ein Auto startete in der M2-Klasse, der SP4T, der SP4 der SP-Pro und der SPX. Alle diese Wagen waren mit Michelins ausgestattet. 5 Klassen wuren de Facto von einem Alleinausrüster ausgestattet. Diese brachten 5 zusätzliche Klassensiege für Michelin (in den Klassen (Cayman)-Cup3, (KTM)-CupX, SP3, V3T und V6), sowie 2 zusätzliche für Goodyear bei den TCR und in der noch mit den M240i bestrittenen CUP5-Klasse, in der in diesem Jahr die M2 an den Start gehen werden.

Interessant wird es bei den offenen Klassen in denen freier Wettbewerb zwischen den Reifenherstellern herrschte. Hier zeigte sich ein Wachwechsel. Hatte in den Vorjahren Michelin die offenen Wettbewerbe teils deutlich dominiert so konnte sich hier ein anderer Hersteller durchsetzen. Gleich 4 Reifenhersteller konnten 2020 Siege über die Konkurrenz verbuchen.

So gewannen die Franzosen 2020 nur in 3 von 9 offenen Klassen: in der SP7, wo 6 Michelin-bereifte Porsche gegen einen Falken-bereiften Wagen (den clickvers-Porsche) antraten, setzte sich der Huber Sport Porsche auf den französischen Pneus durch. In der V2T-Klasse mit 6 Teilnehmern war mit Michelin, Goodyear, Giti und Yokohama ein buntes Kontingent am Start. Hier siegte der Michelin-bereifte Pixum Team Adrenalin Motorsport BMW 330i G20 eine Runde vor der Goodyear bereiften Konkurrenz aus dem Hause Sorg Rennsport. Und schliesslich dominierte Michelin auch das Feld in der am dichtesten besetzten Klasse der Gesamtsieger-Fahrzeuge der SP9 in der man unter den 29 startenden, mit Michelin, Goodyear, Falken und Yokohama ausgestatteten Fahrzeugen gleich die ersten 9 im Endklassement ausrüstete – darunter auch das Siegertrio Alexander Sims, Nicky Catsburg und Nick Yelloly im ROWE Racing BMW M6-GT3.

Zum ersten Mal konnte Goodyear 2020 mehr Klassensiege mit offenem Reifenwettbewerb für sich entscheiden als der französische Erzfeind. In der mit 5 Autos besetzten SP10/GT4-Klasse, in der sich Goodyear, Pirelli, Yokohama und Toyo einen Schlagabtausch lieferten, siegte der Hofor-Bonk BMW M4-GT4 von Schrey/Hürtgen/Fischer/von Gartzen. In der ebenfalls mit 5 Autos besetzten V4-Klasse (Michelin/Goodyear/Yokohama) gewann der Goodyear-ausgestattete BMW 325i von Jürgen Huber, Simon Sagmeister, Florian Quante und Oliver Frisse. In der mit 4 Autos ausgestatteten SP3T-Klasse setzte sich im Duell Goodyear gegen Giti der Hyundai Team Engstler i30 Fastback von Jordan/Lungstrass/Ehret durch. Und in der AT-Klasse gewann der Four Motors Porsche GT3 Cup auf Goodyears vor dem Cayman aus dem selben Team und dem Michelin-bereiften Ford Mustang.

2 weitere Reifenmarken waren ferner noch erfolgreich in der mit 4 Autos besetzten SP8T setzte sich der Yokohama bereifte Walkenhorst Motorsport BMW M4-GT4 der BMW-Junioren Harper/Verhaagen/Hesse gegen die Konkurrenz auf Michelins und Goodyears durch. Und in der SP8-Klasse obsiegte der Giti-ausgerüstete Audi R8 LMS GT4 der WS-Motorsport-Mannschaft mit den Piloten Laaksonen/Jepsen/Sorensen/Waschkau über den Ring-Racing Lexus RCF auf Toyos.

Somit verbuchten wir im Vorjahr in den offenen Reifen-Wettbewerben 4 Siege für Goodyear, 3 für Michelin und je einen für Yokohama und Giti. Zählt man die Single-Supply-Klassen hinzu, dann kommt man hingegen auf 13 Klassensiege für Michelin, 6 für Goodyear, und je einen für Yokohama und Giti. Pirelli, Falken und Toyo gingen hingegen leer aus. Ab dem morgigen Donnerstag werden die Karten neu gemischt – wir werden in unserem Vor-Ort-Rennbericht auch wieder ein Auge auf den Reifenkrieg 2021 haben...

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