Analyse der GT3 bei den 24h am Ring
Circa eine Woche nach der 43.ten Ausgabe des 24h-Klassikers am Ring hat sich der Staub so weit gelegt, das wir eine kurze Analyse des Ergebnis in der Top-Klasse der SP9/GT3 wagen können. Mit 31 antretenden GT3 hat sich die Veranstaltung mittlerweile zum zweitgrössten Grand Tourisme Event auf deutschem Boden gemausert. Mehr Autos bietet nur die Blancpain Endurance Serie bei ihrem Finale im Oktober auf, wo man mit etwa 50-60 Sportwagen aus der erfolgreichen SRO-Kategorie rechnen kann, die sich dafür auf den GP-Kurs beschränken werden.
Die GT3-Klasse bei den 24h fällt mittlerweile nicht nur mit ihrer klassentypischen Markenvielfalt auf, bei der in diesem Jahr 7 Marken (Audi, BMW, Porsche, Mercedes, Bentley , Nissan und Aston Martin) vertreten waren. Sowohl die VLN Langstreckenmeisterschaft als auch das 24 Stunden Rennen am Nürburgring sind jeweils die wohl weltweit einzigste GT3-Serie, bei der der Reifenlieferant freigestellt sind. Mittlerweile tummeln sich mit Michelin, Dunlop, Pirelli, Falken und Kumho 5 Hersteller in der Top-Klasse beim 24h-Klassiker, wobei die letzteren 3 jeweils nur ein Auto ausrüsteten. Schliesslich gab es auch noch eine Art Nationenwertung zu berücksichtigen, da Teams aus Grossbritannien, Belgien und Deutschland in der Top-Klasse vertreten waren.
Das Audi´s Neukonstruktion sich mit überlegenem Speed und effizienten Verbrauch gegen die etablierten GT3-Herausforderer von BMW, Porsche und Mercedes durchsetzte haben wir bereits kurz nach dem Rennen beleuchtet. Die 4 neuen Audis, von denen man im Verlauf des Rennens 2 durch Unfälle bzw. technische Defekte verlor, lieferten eine eindrucksvolle Vorstellung vom Potential des neuen Wagens ab. BMW vergab die letzte Chance auf einen Sieg eines BMW Z4 GT3 durch den zu hohen Verbrauch der Wagen, die im Schnitt eine Runde weniger als die R8 und Porsche schafften. Porsche hatte am Ende mit dem Falken 911´er nur noch eine Kugel im Lauf. Zudem fehlten den Porsches 6s bei den schnellsten Rundenzeiten auf die Konkurrenten von Audi und BMW. Mercedes verlor mit 2 Ausnahmen – dem langsameren der beiden Black Falcon-SLS und dem vom HTP-Motorsport eingesetzten Team Premio SLS - die restlichen 5 Kundenautos nach Unfällen und technischen Defekten.
Bentley schaffte immerhin mit 2 von 3 Wagen eine Zielankunft beim ersten Antreten und Nissan konnte am Ende mit dem aufgrund der Vorfälle von VLN1 ganz in Schwarz gehaltenen Nissan GT-R Nismo GT3 zumindest in die Top-10 vorstossen. Ebenso wie Aston Martin, deren verbliebenes Auto nach einem Unfall in der Nacht weit zurückfiel, hatten die beiden anderen britischen Marken mit dem Ausgang an der Spitze nichts zu bestellen. Die ersten 7 Plätze gingen in diesem Jahr an deutsche Fabrikate.
Anders sah dies in der Nationenwertung aus: alle 4 belgischen Autos kamen unter die 7 besten Wagen an. Belgien eins : Deutschland Null! Zumindest in Le Mans sollte sich das im kommenden Monat ändern. Die GT3-Revanche in Spa-Francorchamps wird enthüllen ob die langjährige Dominanz der belgischen GT3-Teams mal von einer deutschen Mannschaft gebrochen werden kann.
Womit wir zu der Bilanz der Reifenhersteller kommen. Zwar muss man festhalten das Michelin wieder mit 2 Teams auf den oberen Stufen des Podiums stand, doch diese Bilanz bekommt einen Makel wenn man sich die Liste der Ausfälle ansieht. Dort erwischte es fast ausnahmslos Kundenteams des französischen Herstellers. ¾ der Ausfälle beschränken sich dabei auf die Phase als sich in der Nacht die Pforten der Grünen Hölle öffneten und Regen, Verkehr und die Dunkelheit reihenweise ihre Opfer forderten. Waren die Michelin-Reifen für die Mischbedingungen nicht hinreichend ausgelegt? Oder wurden die Teams von den verheissungsvoll schnellen Zeiten der Slicks zu einem zu grossen Risiko gedrängt? Bezeichnend auch das das einzige Dunlop-Kundenteam das in der Ausfallliste erscheint, von einem Michelin-Auto von der Strecke gerammt wurde. Der Car-Collection Mercedes SLS AMG GT3 von Pilot Alexander Mattschull wurde in der Nacht ein Opfer des zu diesem Zeitpunkt führenden Frikadelli Racing Porsches. Mit dem drittplazierten Team Falken Porsches (Einsatzteam Schnabl Engineering) zeigte Falken das man in Punkto GT3-Reifen zumindest auf selbem Niveau wie beim Michelin-bereiften Frikadelli Racing Team Porsche angelangt ist. Man muss sich langsam fragen warum Falken seine GT3-Reifen nicht weiter unter den Teams am Nürburgring streut: als Hauptsponsor der VLN Langstreckenmeisterschaft und der 24h könnte man ruhig ein paar mehr Teams ausrüsten und auch Einnahmen beim kostenintensiven Motorsportprogramm generieren, zumal das Podium bewiesen hat das man mit den Reifen ganz nach vorne fahren kann. Im ganzen 156 Wagen starken Feld war nur dieses eine Auto mit Reifen des Sumitomo-Marke ausgerüstet.
Dunlop hingegen hat just erst die Produktion und Entwicklung der neuen GT3-Reifen am neuen deutschen Competition-Produktionsstandort in Hanau aufgenommen. Bester Wagen des deutschen Lieferanten war der Walkenhorst BMW Z4 von Laser/Cerutti/Keilwitz/Edwards der auf P6 mit 3 Runden Rückstand auf die Sieger ins Ziel kam. Dunlops schnellstem Wagen fehlten bei den Rundenzeiten 9s auf den baugleichen, Michelin-bereiften BMW der Marc VDS-Truppe, was zeigt das bezüglich der Entwicklung der GT3-Schlappen noch einiges an Arbeit auf die Teams wartet. Der beste Bentley in den Top-10 war am Ende der Pirelli-bereifte HTP-Motorsport Continental GT3, da die Michelin-bereiften, geringfügig schnelleren Werkswagen nach Unfällen ihr Potential nicht abrufen konnten. Der auf P11 solide pilotierte Twin Busch-Audi hielt die Flagge von Kumho beim Klassiker hoch, verpasste aber mit Zeiten die 22s langsamer als die des schnellsten Michelin-bereiften BMW waren die Top 10 zwar knapp aber dennoch deutlich.