Verfasst von Harald Gallinnis. Veröffentlicht in Le Mans ( WEC )
Der ACO hat im Rahmen seiner alljährlichen Pressekonferenz bei den aktuellen 24h von Le Mans (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) die kommenden Reglementsänderungen in seinen relevanten Rennklassen für die LMP2 und die GT skizziert. Während es bei den Hypercars und LMDh angesichts einer nach Plan laufenden Entwicklung keine Änderungen zu vermelden gab, gab es nun endlich Klarheit bezüglich der Entwicklungen in den beiden Kundensport-Schwerpunktsklassen zu vermelden, die immerhin als Feldfüller für den Klassiker an der Sarthe eine wichtige Rolle einnehmen.
Endgültig verabschieden muss man sich am Ende der laufenden Saison von den GTE-Pro. Angesichts des parallelen Wechsels von Porsches und Ferraris Werksengagements in die Top-Klasse (die Zuffenhausener testen ihren LMDh bereits, Ferrari arbeitet noch am LMH) sah man keinen Grund eine lediglich von Corvette bestrittene Soloklasse auszuschreiben. Damit werden die 8h von Bahrain am Ende der Saison den letzten Lauf darstellen in dem eine GTE-Pro-Klasse bislang ausgeschrieben worden ist. Diese hatte zu Beginn ihrer Ausrichtung 2011 18 Wagen von 6 verschiedenen Herstellern an der Sarthe gestellt – eine Zahl die seitdem nur 2018 und 19 (17) erst ansatzweise wieder erreicht wurde.
Während nun 2023 lediglich die GTE-Am in ihrer jetzigen Form die GT-Klasse bevölkern werden, soll dann 2024 die Ära der GT3 in Le Mans endgültig anbrechen - wobei hier eher von einer GT3-plus oder gemäß den Worten der ACO-Verantwortlichen von einer “GT3-Premium“ die Rede ist. (Warum die Kategorie nicht gleich „Hyper-GT3“ genannt wurde, will dem Autor dieser Zeilen nicht so recht einleuchten) Um sich nämlich von so schnöden und langweiligen GT3-Konstruktionen die selbst in Spa-Francorchamps oder am Nürburgring ein 24h Rennen gewinnen können signifikant abzuheben, sollen die in der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft und in Le Mans zugelassenen Boliden ein spektakuläres „Premium-Aerokit“ bekommen das die Boliden signifikant optisch abhebt und das für einen Discountpreis von lediglich maximal 50-100T€ zusätzlich angeboten werden soll. Zulässig wären für eine Teilnahme im Prinzip alle GT3-zugelassenen Hersteller wobei auf Nachfrage unserer französischen Kollegen von Endurance-Info.com der ACO andeutete, Kundenteams mit Fahrzeugen der in der Top-Klasse engagierten Hersteller bevorzugt zuzulassen.
Man darf sich also jetzt schon auf das Hickhack um die Homogogationsprozeduren der GT3 Konstruktionen von Glickenhaus oder Peugeot freuen. Abgesehen davon das die Idee einer GT3 plus schon in der DTM auf mässige Begeisterung bei den Herstellern (um nicht zu sagen „heftigen Widerstand“) stiess, dürfte das letzte Wort bezüglich der technischen Konfiguration noch nicht gesprochen sein.
Fest steht lediglich das die neue Klasse keine Werksteams sondern lediglich „Pro-Am“-Besatzungen mit mindestens einem Bronce-Pilot erlaubt. Dies wird sowohl Corvette als auch Ford dazu zwingen ihre geplanten GT3 Kundensportprogramme zu beschleunigen, wenn man denn in Le Mans noch weiter an der Geschichte mitschreiben will.
Das zweite grosse Thema waren die geplanten Änderungen in der LMP2-Klasse. Dort soll die kommende vierte Generation der LMP2-Wagen nun erst 2025 auf den Markt kommen, obwohl die darauf basierenden LMDh schon ab dem kommenden Jahr 2023 im Wettbewerb zugelassen sind. Dies gibt (neben der Gewinnmaximierung für die derzeit dominanten Oreca) den 3 anderen Herstellern Ligier , Dallara und Multimatic Zeit ihre von den LMDh-Werken finanzierten Entwicklungsschritte in Ruhe weiter an das von Oreca gehaltene Level heranführen zu können.
Danach soll ab 2025 eine „Adjustment of Performance“ (AoP) genannte Prozedur darüber wachen, das nicht wieder ein Hersteller den anderen durch Überlegenheit davon fährt. Anders als die bei jedem Rennen angepasste „BoP“ soll die „AoP“ nur 2 mal in der Saison geändert werden und für eine langfristige Anpassung der Performances sorgen. Ein Vorgehen das man sich auch schon für die aktuelle Generation der LMP2 gewünscht hätte. Optional sollen auch die LMP2 irgendwann auf ein Hybridsystem zugreifen können – wahrscheinlich sobald genügend Erfahrungen mit dem für die LMDh vorgesehenen Einheitssystem vorliegen.
Verfasst von Harald Gallinnis. Veröffentlicht in Le Mans ( WEC )
Toyota hat am gestrigen Sonntag beim Testtag in Le Mans beide Trainingssessions mit der Bestzeit abgeschlossen. Jose Maria Lopez erzielte eine 3:29.986 in der zweiten Nachmittagssession und war damit 0,208s schneller als Glickenhaus-Pilot Romain Dumas auf dem #708 SCG 007 LMH.
Während die beiden Toyota und Glickenhaus-Hypercars in etwa auf selbem Speedniveau fuhren, hatte die Alpine Crew mit einem Top-Speed-Defizit zu kämpfen und musste am Ende 2,5s Rückstand auf die Hypercars notieren lassen.
Damit wurde man noch hinter den schnellsten LMP2 notiert, die vom United Autosports Oreca von Felipe Alburquerque mit einer 3:32.099 angeführt wurden. Die Liste der LMP2 beschloss wie erwartet der CD Sport Ligier dem am Ende 10,6s auf die schnellste Oreca-Zeit fehlte.
Bei den GTE-Pro markierte die Corvette Crew auf der #64 mit einer durch Alexander Sims erzielten 3:54.001 die schnellste Zeit. Die GTE-Am-Bestzeit markierte Mikkel Jensen im Kessel Racing Ferrari mit einer 3:54.827.
Verfasst von Harald Gallinnis. Veröffentlicht in Nürburgring Nordschleife (24h & VLN)
Die 24 Stunden am Nürburgring sind seit jeher der grösste offene Reifenwettbewerb weltweit. Während viele Serien und Events weltweit sich zu über 95% auf Einheits-Reifenlieferanten festgelegt haben gibt es am Nürburgring sowohl in der Nürburgring Langstrecken Serie als auch beim 24h-Klassiker in vielen Klassen noch einen offenen Schlagabtausch der Reifenhersteller. Das war 2022 auch nicht anders. Offiziell 9 Reifenhersteller – inoffiziell war noch ein Zehnter mit dabei – rüsteten die 135 Teams aus. Wie sieht die Bilanz in diesem Jahr aus?
Mit Michelin (73 ausgerüstete Teams), Goodyear (33), Falken (8), Pirelli (6), Hankook, Giti und Yokohama (je 4), sowie Nexen und Toyo (je 2) waren offiziell 9 Reifenhersteller beim grössten Reifenkreig des Jahres vertreten. Inoffiztiell setzte der in der SP3-Klase engagierte #143 Sharky Racing VW Golf daneben auch Dunlop-Reifen ein. Zumindest wiesen die montierten Pneus Dunlop-Seitenwände ohne Goodyear-Sticker auf und auch das Team bestand darauf auf die deutsche Marke statt dem amerikanischen Mutterhaus zu vertrauen. 7 dieser Marken sollten am Ende Klassensiege in einer der 22 besetzten Klassen bei der Jubiläumsausgabe des deutschen 24h Enduros davon tragen..
Zu den am niedrigsten hängenden Trauben: 4 Klassen – die SP6, die SP7 die V5 und die VT3 - waren mit jeweils nur einem Auto besetzt und diese kamen auch alle Ins Ziel. Das bedeutete schon mal die ersten Trophäen für Michelin (VT3 & SP7), Goodyear (für den #444 V5 Cayman von Adrenalin-Alzner) und Hankook (für den SP6 Hofor-BMW).
Weitere 7 Klassen wurden Single-Supply (zu Deutsch: mit Einheitsreifen) ausgestattet. Das bescherte Goodyear 2 weitere Siege in den Klassen M240i-Cup & TCR sowie Michelin 5 weitere Erfolge in der CUP2, CUP3, CUP5, CUPX und SP-X.
In 11 Klassen herrschte ein offener Reifenkrieg mit mehreren Teilnehmern. Jeweils 5 Ausrüster traten in der GT3- und GT4-Klasse aufeinander. In der SP9-Top-Klasse trumphierte mit dem Gesamtsieger des Audi Sport Team Phoenix eines von 22 mit Michelins ausgestatteten Einsatzteams gegen die Konkurrenz von Falken, Goodyear Yokohama und Pirelli. Mit dem FK Performance Motorsport BMW M4-GT4 konnten die Franzosen auch in der GT4 die Oberhand über die Konkurrenz von Goodyear, Toyo, Hankook und Pirelli behalten. Weitere Klassensiege verbuchten die Franzosen in den Klassen AT (gegen Pirelli und Goodyear), V6 (gegen Goodyear, Giti und Nexen), V4 (gegen Goodyear) und in der VT2H (gegen Goodyear und Giti).
Falken Tires, die erstmals mit 8 ausgerüsteten Autos den drittstärksten Reifenhersteller stellten, konnten in 2 Klassen den offenen Wettbewerb für sich entscheiden, auch wenn die nebenstehend abgebildeten Porsche in der SP9 das Nachsehen hatten: In der durch den Toyota Team Thailand entschiedenen SP3, wo man gegen Goodyear, Dunlop und Hankook die Oberhand behielt, sowie in der vom Autorama Seat gewonnenen ST3T in der man Yokohama, Goodyear und Hankook schlagen konnte. Eine Überraschung gelang Giti Tires die in der VT2F mit dem Sieg des als einzigsten ausgerüsteten Fahrzeug, dem #223 VW Golf von WS Racing die Platzhirsche Michelin und Goodyear hinter sich lassen konnten. Pirelli verzeichnete den einzigen Sieg des Jahres in der SP8T mit dem Doppelsieg der beiden Dörr Motorsport Aston Martin´s gegen die Giti- und Goodyear bereifte Konkurrenz. Und auch Nexen gelang am Ende ein erster Glückstreffer: nach dem Ausfall des auf französischen Pneus fahrenden, konkurrierenden SP4T Caymans von Köppen Motorsport trug das Nexen Racing Team mit seinem Cayman den Klassensieg davon.
Summa Sumarum ergab sich in der Bilanz der Reifenhersteller somit 13 Klassensiege für Michelin, 3 für Goodyear, 2 für Falken und je einer für Pirelli, Giti, Nexen und Hankook. Leer gingen lediglich Toyo, Yokohama und Dunlop aus. Im Vorjahr, in dem die selben 9 Hersteller beim verkürzten und durch die Wetter-Verhältnisse stark beeinflussten Klassiker engagiert waren, lag die Gesamtbilanz bei 14 Siegen für Michelin , 6 für Goodyear, und je einem für Hankook, Yokohama, Falken und Giti.