Sports Car Challenge Monza

Im 13. Lauf der Sports Car Challenge in Monza rückte der sportliche Aspekt in den Hintergrund: In einem üblen Rennunfall wurde Tony Sinclair schwer verletzt. Er erlitt einen Beckenbruch und einige Knochenbrüche an den Beinen. Die gesamte Sports Car Challenge wünscht Tony Sinclair eine möglichst baldige Genesung.
 
sinclair_2.jpgDas Antreten des Jade-Teams in Italien war an sich bereits eine kleine Sensation – nach dem Motorschaden in Brünn hatte die Mannschaft aus England nur drei Tage Zeit, das Auto zu revidieren und die Anreise nach Monza zu bewältigen. Nichtsdestoweniger waren Sinclair & Co. nicht bereit, den Kampf um den SCC-Titel aufzugeben.
 
Das Qualifying betrachtete Sinclair als reine Einstellfahrt, er gab sich mit dem fünften Platz in der Startaufstellung zufrieden. Die Pole Position hatte Emanuel Pedrazza, der dieses Mal in einem Division-1-Auto unterwegs war. Der PRC mit 3-Liter-Motor von BMW ist das Auto von Rüdiger Julius-Bernhard aus der deutschen Bergmeisterschaft, Pedrazza hielt damit die Konkurrenz in Schach.
 
Bereits in Runde 2 des Rennens allerdings tauchte Sinclair auf Platz 2 auf und eine Zeitenjagd an der Spitze des Feldes nahm ihren Anfang. Die schnellsten Rundenzeiten für Sinclair lagen im niedrigen 1:45-Bereich, Pedrazza war nicht viel langsamer. Sinclairs Konkurrent um die Meisterwürde in der Division 1, Wolfgang Payr hatte mittlerweile einen schwierigen Tag; er rollte mit defektem Getriebe um den Kurs.
 
Sinclairs Unfall beendete dann alle Rechenspiele in den Punktetabellen. Der Jade-IES schlug in der Lesmo-Kurve ungebremst in die Barriere ein. Drei Reihen Reifenstapel konnten das Auto nicht stoppen, erst die Leitschiene tat ihre Arbeit und wurde dabei noch um einen halben Meter verschoben. Sinclair war in seinem Auto eingeklemmt.
 
Die erste Frage des Briten, der während der gesamten Bergungsmaßnahmen bei Bewusstsein war, galt seinem Auto. Der Unfallwagen - oder was davon noch übrig ist - wurde an Ort und Stelle von der italienischen Polizei beschlagnahmt, wie in Italien bei Unfällen dieser Art üblich.
 
Ein technischer Defekt kann als Ursache nicht ausgeschlossen werden; allerdings wurde der Wagen bei Sinclairs Bergung noch weiter demoliert, so dass die Ursachenfindung schwierig werden dürfte. Tony Sinclair selbst stehen nach einer ersten Operation jetzt mindestens 12 Wochen Krankenhausaufenthalt bevor, davon zwei Monate im Gipskorsett. Auf seinen eigenen Wunsch wird er in Monza in Behandlung bleiben.
 
Emanuel Pedrazza hatte mit seinem Sieg verständlicherweise keine rechte Freude, er entschied die Division 1 vor Gerd Beisel und Renzo Meneghetti für sich. Bei den „Lights“ gewann Pius Truffer vor Gerhard Münch und dem aus der Box nachgestarteten Jörg Peham; die GT-Wertung ging an den Schweizer Kurt Peter im Porsche.
 
Resultat 1. Lauf:
1. Emanuel Pedrazza/A, PRC-BMW (1. Div.1), 10 Runden in 19:45,498
2. Gerd Beisel/D, PRC-BMW (2. Div.1), -5,815sec.
3. Renzo Meneghetti/I, Lucchini-Alfa (3. Div.1), -12,473
4. Pius Truffer/CH, PRC-BMW (1. Div.2), -14,158
5. Adi Gärtner/CH, Martini-Alfa, -1 Runde
6. Gerhard Münch/D, Norma M20 (2. Div.2)
7. Jörg Peham/A, PRC-Honda (3. Div.2)
8. Thomas Wolfert/D, MRP-Opel
9. Kurt Peter/CH, Porsche 996 (1. Div.4)
10. Otto Dragoun/A, Porsche 996 (2. Div.4)
11. Wolfgang Payr/A, PRC-Cosworth
12. Henry Uhlig/D, PRC-Opel
13. Paul Pfefferkorn/D, PRC-Opel
14. Tony Sinclair/GB, Jade-IES
15. Mathias Schmitter/CH, Porsche 996 (3. Div.4)
 
Vor dem zweiten Lauf war die Stimmung innerhalb der Sports Car Challenge natürlich gedämpft. Nicht mehr am Start war Pius Truffer: Die PRC-Mannschaft bekam im Warm-Up aufgetretene Vibrationen im Motor- und Getriebebereich nicht mehr rechtzeitig in den Griff, der Schweizer verzichtete auf den zweiten Lauf.
 
Emanuel Pedrazza schaffte mit einer feinen Leistung im PRC-BMW einen lupenreinen Doppelsieg, dahinter fuhr Wolfgang Payr mit dem PRC-Cosworth ein Resultat ein, das zumindest in der Wertung der österreichischen Meisterschaft alles klar macht. Auch die Sports Car Challenge dürfte in „Personalunion“ an den Österreicher gehen, hier sind noch zwei Rennen in Hockenheim ausständig.
 
Ebenfalls gelaufen ist das Rennen um den OSK-Pokal, Gerhard Münch im Norma M20 holt für das RWT-Team die Trophäe nach Deutschland. Er wurde in der Division-2-Wertung Zweiter hinter Jörg Peham im PRC-Honda, der nach seiner starken Leistung in Lauf 1 jetzt richtig auftrumpfte – eine vielversprechende neue Auto/Fahrer-Kombination. Mobi-Racing-Pilot Thomas Wolfert aus Deutschland komplettierte das Podium.
 
Schweizer Doppelsieg in der GT-Klasse: SCC-Debütant Mathias Schmitter im Porsche 996 war vor Kurt Peter erfolgreich, Otto Dragoun rettete die österreichische Ehre mit Platz 3.
 
Resultat 2. Lauf:
1. Emanuel Pedrazza/A (1. Div.1), 10 Runden in 18:17,622
2. Wolfgang Payr/A (2. Div.1), PRC-Cosworth, -18,613sec.
3. Gerd Beisel/D (3. Div.1), PRC-BMW, -38,942
4. Mauro Prospero/I, Lucchini-Alfa, -41,071
5. Adi Gärtner/CH, -1:20,889
6. Jörg Peham/A (1. Div.2), PRC-Honda, -1:25,283
7. Gerhard Münch/D, Norma M20 (2. Div.2), -1:53,255
8. Mathias Schmitter/CH, Porsche 996 (1. Div.4), - Runde
9. Kurt Peter/CH, Porsche 996 (2. Div.4)
10. Thomas Wolfert/D, MRP-Opel (3. Div.2)
11. Otto Dragoun/A, Porsche 996 (3. Div.4)
12. Paul Pfefferkorn/A, PRC-Opel
 
Am Sonntag präsentierte sich das Wetter trüb und zeitweise regnerisch, 53 Autos starteten zum 100-Meilen-Rennen, vielleicht die letzte Veranstaltung dieser Art auf dem Autodromo Nazionale: ab nächstem Jahr sollen nur mehr einige wenige Rennwochenenden erlaubt werden.
 
Zwei Autos des PRC-Teams gingen an den Start zum 100-Meilen-Rennen am Sonntag. Im prächtigen 53-Auto-Starterfeld stellte sich Wolfgang Payr auf Platz 32 auf, er fuhr diesmal einen PRC-Honda. Getriebeprobleme im Training erlaubten ihm keine schnelle Quali-Zeit. Er wurde während der ersten Runden des Rennens im Getümmel aufgehalten, arbeitete sich dann aber zügig nach vor. Das zweite Team, Jörg Peham und Paul Pfefferkorn mit dem Opel-getriebenen PRC mussten ihr Rennen leider bereits vor dem ersten Fahrerwechsel beenden;  währenddessen fuhr Payr konstant Zeiten um 1:57 Minuten. In der allerletzten Runde wurde er noch von einem Konkurrenten “abgeschossen“, dennoch eroberte der Österreicher mit einer kämpferischen Glanzleistung Rang 2 hinter der deutschen Porsche-Mannschaft Thomas Probst/Jürgen Bender.
 
2007 werden solche 100-Meilen-Rennen auch Bestandteil der Sports Car Challenge sein; vorher gilt es noch die heurige Saison zu beenden: die letzten beiden Rennen finden am 20. und 21. Oktober in Hockenheim statt.

Meistgelesene Einzel-Artikel der letzten 2 Wochen