Details zu Rinaldis Le Mans Plänen

rinaldi66Die Rinaldi Racing Mannschaft wird in diesem Jahr den ersten Einsatz unter eigener Flagge in Le Mans absolvieren. Die deutsche Ferrari-Truppe hatte sich einen Autoentry für den Klassiker mit dem diesjährigen Engagement in der Asiatischen Le Mans Serie erfahren. Stammpilot des Engagements wird Pierre Ehret sein, der seine Saisonplanungen für 2021 mittleweile zugunsten des Klassikers umstellen musste, wie er uns in einem persönlichen Telefonat vor einigen Tagen erläuterte.

„Ursprünglich hatte ich ja vor 2021 in der neuen Fanatec Rebellion-GT3 Serie im GT Sports Club Paket der SRO zu starten. Dort sollten sich 2 Bronce-Fahrer im 3h-Rennen einen GT3 teilen, was zum einen deutlich mehr Fahrzeit für die Privatiers bedeutet hätte und zum Anderen wegen des ausgeglicheneren Feldes in Abwesenheit der übermotivierten Profis weniger Zwischenfälle und Kernschrott für die Privatfahrer und Wagenbesitzer zu Folge gehabt hätte. Leider war schnell absehbar das die Resonanz auf dieses an und für sich gute Konzept in diesem Jahr, was ja noch unter dem Einfluss von Corona steht, sehr bescheiden ausfällt, so das die Serie letztendlich abgesagt werden musste. Als sich dann die Chance mit dem Le Mans Ticket von Rinaldi ergeben hat habe ich nicht lange überlegen müssen und Michele und Ich haben relativ schnell ein Paket geschnürt mit dem wir dieses Jahr die Teilnahme am Klassiker stemmen wollen. Ich kenne eine Reihe von Piloten die an einem solchen Einsatz interessiert wären und wir haben direkt erste Gespräche dazu begonnen.“

pierreehret 2014Mittlerweile steht auch schon der erste Teamkollege von Ehret fest. „Zweiter Fahrer auf dem Ferrari wird Christian Hook sein. Für den dritten Pilot haben wir bereits einen Kandidaten der auch schon Le Mans Erfahrung vorweisen kann, aber dessen Unterschrift noch nicht fixiert ist. Von daher will ich den Namen noch nicht preisgeben.“ Das Asiatische Le Mans Serie-Trio Davide Rigon, Rino Mastronardi und David Perel kam wie bereits berichtet nicht in Frage, da alle 3 Piloten für den Klassiker bereits Verpflichtungen bei anderen Crews vorweisen können.

Auch beim Einsatzgerät ist Ehret zusammen mit dem Team noch einmal in die Vollen gegangen: "Wir haben uns extra in Maranello noch einmal ein nagelneues GTE-Chassis zugelegt. Zwar hätte man auch meinen bestehenden Ferrari noch einmal mit einem GTE-Kit umrüsten können, aber es gab nach einigen Erwägungen doch einige Gründe die für einen neuen Wagen gesprochen haben, obwohl dieser wegen des baldigen Endes der GTE-Klasse wahrscheinlich nicht mehr all zu viele Rennen erleben wird. Da sind zum einen die Kosten für das Kit die mittlerweile mit der Evo-Version doch um einiges höher sind als die ursprünglich kolportierten Zahlen. Zum Anderen weist ein gebrauchtes F488-Chassis nach den ganzen Rennkilometern doch einige Ermüdungserscheinungen auf, die du bei einem nagelneuen Chassis schlicht nicht finden wirst. Und letztlich lohnt sich die Anschaffung eines Ferraris für Le Mans eigentlich fast immer, da du den Wagen nach einiger Zeit ohne grosse Verluste an einen Sammler verkaufen kannst. Wenn du dann auch noch einen Klassenerfolg vorweisen kannst, dann kann sich das ganze von einem moderaten Verlust sogar in eine Geldanlage mit Gewinn ausweiten.“

ehret monza11 isWie Ehret erläuterte wird der späte Zeitpunkt des Le Mans Rennens – der Klassiker war bereits im Vorfeld der Saison zum 2. Male in Folge verlegt worden; dieses Mal in den August – zumindest eine zusätzlliche Testmöglichkeit eröffnen. "Wir hatten im Vorfeld erwogen uns für ein oder 2 ELMS-Rennen anzumelden. Da aber dieses Feld bis an die Kapazitätsgrenze ausgelastet ist, hat man uns dort keine Startgelegenheit eröffnen können. Wir haben nun stattdessen die 6h von Monza der FIA Langstrecken Weltmeisterschaft am 18.7 ins Auge gefasst. Dort werden wir einen vorbereitenden Testeinsatz absolvieren, ehe es am dritten Augustwochenende dann nach Le Mans geht.“

Das ein Testrennen unbedingt notwendig ist sieht Ehret in den konzeptionellen Unterschieden der GT3 und GTE begründet. „Der GT3 nutzt immer ein ABS-Bremssystem während du im GTE auf diese Hilfe verzichten musste und sehr dosiert bremsen musst um die Räder nicht zum Stillstand zu bringen oder dich gar von der Strecke zu drehen. Profis macht das nicht so viel aus bei der Umstellung, aber Amateurfahrer, speziell wenn sie wie Christian vom GT3 her kommen, tun sich sehr schwer damit. Im GT3 musst du halt immer wie ein Elefant aufs Bremspedal latschen und den Rest erledigt das ABS für dich - im schlimmsten Fall schiesst du halt über den Einlenkpunkt hinaus. Machst du das im GTE findest du dich gegebenenfalls noch vor der Kurve rücklings in der Leitplanke wieder. Das ist übrigens möglicherweise mit ein Grund warum mir in den GT3 immer das letzte Quentchen an Speed gefehlt hat: ich komme vom GTE und habe immer im Hinterkopf mit dem Bremspedal gefühlvoll umgehen zu müssen. Dafür fällt mir halt das Fahren mit dem GTE leichter.“

14LM ehret jan7348Der geplante Le Mans Einsatz wäre für Ehret der neunte seiner Rennkarriere. Zuletzt war er 2014 auf einem Ferrari F458 Italia GTE des japanischen Team Taisan zusammen mit Martin Rich und Shinji Nakano gestartet. 2006-2008 gelang ihm mit seinen Crews 3 mal in Folge ein Podiumsergebnis beim französischen Langstreckenklassiker.

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