Das wird Audis neuer R8 LMS GT3

audigt3neu.jpgAudi hat auf dem Automobilsalon in Genf die neue Version des Audi R8 LMS GT3 vorgestellt. Bereits seit dem Frühjahr 2014 erprobt Audi den neuen, ebenfalls bislang R8 LMS genannten Nachfolger, der in große Fußstapfen tritt: 26 gewonnene GT3-Meisterschaften zwischen 2009 und 2014 sowie 23 Titel in weiteren Wertungen und 7 Gesamtsiege bei 24h-Rennen hat die erste, in bislang über 130 Exemplaren ausgelieferte Generation des Audi R8 LMS eingefahren.

Der neue Audi R8 LMS ist an den Sicherheitsanforderungen des ab 2016 geltenden Reglements angelehnt und übertrifft diese in einzelnen Punkten. So erfüllt man dank einer modifizierten Struktur des Vorderwagens und eines erstmals verwendeten CFK-Crashelements im Heck die Crashtest-Anforderungen, die für die sehr viel leichteren LMP gelten. Der künftig auch im R8 LMS verwendete Audi Protection Seat PS 1 aus dem Audi R18 e-tron Quattro ist fest mit dem Chassis verbunden, was die Steifigkeit erhöht. Ein schnell verstellbares Fußhebelwerk und eine in Höhe und Länge verstellbare Sicherheitslenksäule ermöglichen eine schnelle Anpassung an den jeweiligen Fahrer. Eine Bergeöffnung im Dach ermöglicht es, den Helm des Fahrers nach einem Unfall wirbelsäulenschonend nach oben hin abzunehmen.

Das Basisgewicht des Rennwagens wurde gegenüber dem Vorgänger um 25kg auf 1.225kg verringert. Alleine das Chassis ist durch eine geänderte Zusammensetzung aus Aluminium, Stahl und Carbon um rund 30 Kilogramm leichter, dabei hat man die Torsionssteifigkeit des tragenden Rahmens um fast 40% gesteigert. Audi setzt beim neuen GT3 auf Serienbauteile, wo sie im Rennsport technisch und wirtschaftlich Sinn ergeben. Der V10-Motor mit 5,2 Liter Hubraum und bis zu 430 kW/585 PS Leistung bei 550 Nm Drehmoment fährt vom gleichen Band wie das Serienaggregat. Er bleibt nahezu unverändert und erlaubt ein Revisionsintervall von 20.000km. In einer neuen Fertigungsanlage in den Böllinger Höfen in Heilbronn stellt die quattro GmbH Serien- und Rennchassis im Verbund her. Zwar erhält der Rennwagen zum Beispiel angepasste Gussknoten aus Aluminium und einen Stahl-Überrollkäfig. Trotzdem bleibt das Rennsport-Chassis des R8 LMS bis zum Aufbau des Daches und der kathodischen Tauchlackierung (KTL), einer Art Grundierung, in den grundlegenden Produktionsprozess integriert. Erst anschließend werden in Heilbronn-Biberach die Rennwagen komplettiert.

Modifizierte oder vollständig neue Baugruppen setzen die Konstrukteure nur ein, wenn sie im Rennsport reglementbedingt notwendig sind oder wenn es die deutlich höheren Belastungen im Wettbewerb erfordern. So wird zum Beispiel das serienmäßige ASF-Chassis angepasst, während die vollständig neue Karosserie aus CFK besteht. Bei den Radaufhängungen sind erstmals reine Rennsport-Querlenker verbaut. Auch das 6-Gang-Getriebe mit Wippenschaltung ist vollständig neu und deutlich leichter als sein Vorgänger, da der bisherige Radsatz für eine variable Gesamtübersetzung („drop gear“) entfällt. Die neue Elektronik MS 6.4 umfasst die Motorelektronik, die Traktionskontrolle und die Software für die elektrohydraulische Schaltung. Der leistungsstarke Prozessor erlaubt höhere Rechnergeschwindigkeiten und damit schnellere Reaktionen. Neu ist auch eine Powerbox, die den traditionellen Sicherungskasten ersetzt.

audigt3neub.jpgDas neue Aerodynamik-Konzept des Audi R8 LMS umfasst erstmals einen voll verkleideten Unterboden und einen konzeptionell integrierten hinteren Diffusor. So kann der Heckflügel kleiner ausfallen und der Abtrieb wird verbessert, ohne dass der Luftwiderstand in gleichem Maße steigt. Die über einen größeren Querschnitt nach hinten geöffneten Radhäuser der Vorderräder tragen ihren Teil zur Verbesserung des Luftflusses bei. Luftdurchsatz und Kühlfläche des Wasserkühlers im Vorderwagen fallen um 10% größer aus, um für höhere Außentemperaturen gewappnet zu sein. Damit sich die Rennfahrer noch besser auf ihre Aufgaben konzentrieren können, wurde die Frischluftzirkulation im Cockpit verbessert. Bei einem Tempo von 200 km/h beträgt der Luftdurchsatz 250l/s. Audi hat diese Verbesserungen erzielt, obwohl die aerodynamischen Freiräume im Reglement ab 2016 deutlich geringer sind.

Die ersten Renneinsätze des neuen R8 LMS sind schon terminiert, so sollen das 24 Stunden Rennen am Nürburgring und das 24 Stunden Rennen von Spa-Francorchamps die ersten Renneinsätze des Nachfolgers beinhalten. Angaben zum Einsatzteam gab es vorerst noch nicht. Die quattro GmbH, die die Rennwagen entwickelt und aufbaut, nimmt in der zweiten Jahreshälfte Kundenbestellungen entgegen und plant, noch Ende 2015 die ersten Modelle der zweiten Generation auszuliefern. Angaben zum Preis des neuen Rennmodells gibt es bislang noch nicht.

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