Ferraris Sieg #4 in Spa

Die 73. Ausgabe des 24 Stunden Rennens von Spa-Francorchamps 2021 (der Link führt zum Rennbericht auf unseren Seiten) ist mit einem Sieg des Iron Lynx Ferraris des Pilotentrios Alessandro Pier Guidi Nicklas Nielsen und Come Ledogar zu Ende gegangen. Das Ferrari F488 GT3 Trio querte die Ziellinie am Sonntag nach 556 absolvierten Runden mit einem knappen Vorsprung von 3,978s auf den Audi Sport Team WRT Audi R8 LMS GT3 von Kelvin van der Linde, Dries Vanthoor und Charles Weerts. Den dritten Platz belegte am Ende der 80s hinter dem Führungsduell einlaufende Garage 59 Aston Martin Vantage AMR GT3 von Nicki Thiim, Marco Soerensen und Ross Gunn.

Der Triumph der Ferrari Crew, der erst in einer packenden Endphase wenige Minuten vor dem Rennende entschieden wurde, markierte den erst 4. Sieg von Ferrari in der 97 jährigen Geschichte des Klassikers, womit man nun nach Siegen mit Audi gleichziehen konnte. Den letzten Sieg für die Marke aus Maranello hatte vor 17 Jahren bei der Ausgabe 2004 der BMS Scuderia Italia F550 Maranello des Quartetts Cappellari / Gollin / Bryner / Calderari holen können. Davor hatte es lediglich 1949 und 1953 2 Siege der Traditionsmarke gegeben. Der Erfolg beendete eine 11 Jahre andauernde Siegesserie der deutschen Hersteller in der Geschichte des Rennens. In den letzten Jahren hatten sich lediglich Audi (4x), Porsche, BMW (je 3x) und Mercedes (1 Sieg) auf der obersten Stufe des Siegertreppchens abgelöst. Für die erst vor 2 Jahren aufgebaute Einsatzmannschaft Iron Lynx aus dem italienischen Cesena ist es der erste bedeutende Erfolg bei einem Sportwagenklassiker. Mit den aus dem Klassiker errungenen Punktvorsprung gehen die 3 Piloten Pier Guidi, Nielsen und Ledogar nun mit einem komfortablen 15 Punkte Polster in die letzte Runde der Langstreckenserie der Fanatec GT World Challenge Europe Endurance Cup powered by Amazon Web Services (kurz FGTWCEEC by AWS) die am 5 September am Nürburgring stattfinden soll.

Trotz der maximalen Punkteausbeute – zum ersten Male seit dem seit 2013 eingerichteten Punktesystem holte eine Mannschaft alle maximal möglichen 50 Siegerpunkte durch den Sieg in allen 3 Rennabschnitten – war das Rennen alles andere als langweilig. In der letzten Rennstunde wurde das lange führende ferrari Duo, das unter stetigem Druck des zweitplazierten Team WRT Audis an der Spitze agierte, von einem schleichenden Plattfuss kurz vor einem der letzten Boxenstopps und einem Regenschauer in der letzten Rennstunde zurück geworfen. Der aufgrund eines zu später Reifenwechsels hinter den WRT-Audi von Dries Vanthoor zurück gefallene Alessandro Pierguidi verlor so 40 Minuten vor dem Renennde die Führung an die belgische Audi Crew. Da Vanthoor jedoch mit einem nicht ganz optimaln reifdruck in seinen Regenreifen kämpfte konnte der Ferrari-Werkspilot jedoch die Scharte wieder auswetzen und sich 15 Minuten vor dem Rennende wieder in Blanchimot am Audi vorbei kämpfen. Der Aston Martin , den Nicki Thiim mit mehreren Gala Vorstellungen in die Nähe der Podiumsränge gefahren hatte, musste sich da schon auf das Absichern von P3 beschränken, was gegen den zweiten werksunterstützten Audi des belgischen Teams auch gelang.

32 von 58 gestarteten Mannschaften wurden beim wieder einmal grössten GT3-Rennen weltweit am Ende abgewunken und 38 Mannschaften in Wertung klassiert. Unter den Ausfällen der Hatz befanden sich am Ende beide Walkenhorst Motorsport BMW M6-GT3, die in der Nacht fast gleichzeitig mit technischen Problemen – z.T. als Spätfolge von Kollisionsschäden – strandeten, der von der Pole gestartete AKKA-ASP Mercedes AMG GT3 dessen Fahrt nach einem Stossdämpferbruch vorzeitig endete und der Schnabl Engineering Porsche 991 GT3 R der vom FFF Racing Lamborghini Huracán GT3 evo in der Nacht in die Mauer abgedrängt wurde und mit einem gebrochenen Radträger aufgeben musste. Die FFF Racing-Crew sah lange wie der stärkste Konkurrent des Iron-Lynx-Ferraris aus, handelte sich jedoch durch unnötige Track Limit-Strafen und kleinere Defekte immer mehr Rückstände ein, die sich am Ende zu 2 Runden Rückstand auf die Sieger und P9 addierten.

Für einen Schreckmoment sorgte ein schwerer Unfall in Radillion in der ersten Rennstunde, als nach einem Aufhängungsbruch der Lamborghini von Emil Frey Racing-Pilot Jack Aitken in Radillon in die Reifenstapel krachte, auf die Ideallinie zurück trudelte und dort von 3 weiteren Wagen – seinem Teamkollegen Giacomo Altoe, Kevin Estré im Rutronik-Porsche und Davide Rigon im #71 Iron Lynx Ferrari - torpediert wurde. Für Aitken endete der Stunt glücklicherweise „nur“ mit einem Schlüsselbeinbruch, einem Wirbelbruch und einer kleineren Lungenquetschung im Krankenhaus. Erste Bilder vom Unfall, die trotz eines weitgehenden Video-Embargos der SRO von der Unfallstelle durchsickerten, hatten weit Schlimmeres befürchten lassen.

In den Klassen holten sich weitere Hersteller ihre Siegerpokale. Der spanischen AMG-Truppe von Madpanda Motorsports gelang mit dem Quartett Ezequiel Perez Companc, Rik Breukers, Patrick Kujala und Ricardo Sanchez der Sieg in der Silber-Klasse, den man souverän vor dem Toksport-WRT Mercedes AMG GT3 und dem #159 Garage 59 Aston Martin Vantage AMR GT3 ins Ziel brachte. In der Pro-Am-Klasse hatte Ferrari in Form der beiden AF Corse Ferrari F488 GT3 die Konkurrenz ebenfalls im Griff was dank des Sieges der #53 von Duncan Cameron, Matt Griffin, Rino Mastronardi und Miguel Molina und dem 2.Platz der #52 Crew für den Gewinn des Coup de Roi des belgischen Automobilverbandes durch Ferrari reichte, der in diesem Jahr an den Hersteller vergeben wurde, der auf allen 4 Podien die bestplazierten Fahrzeuge verzeichnen konnte. Rang 3 in der Pro-Am ging an den #77 Barwell Motorsport Lamborghini Huracán GT3 evo.

Das Porsche Duell in der mit lediglich 2 911´ern besetzten AM-Klasse ging am Ende nach dem crash-bedingten Aus des Huber Sport-Porsches an den schweizer Hägli-Motorsport by T2 Porsche auf dem Pieder Decurtins, Manuel Lauck, Marc Basseng und Dennis Busch den zweiten Erfolg des Teams nach dem Sieg bei den 12h von Hockenheim der Creventic 24h-Serie im vergangenen Juni für die neue schweizer Mannschaft erringen konnten.

Der vollständige Rennbericht mit allen Resultaten und vielen Fotos kann unter diesem Link auf unseren Seiten eingesehen werden.

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